Wissenschaftliches Schreiben ist, zumindest aus meiner Sicht, eine Fähigkeit, die tatsächlich einige Zeit braucht, um wirklich gut zu werden. Auch wenn du es nicht bis zur Perfektion bringen möchtest, teile ich dir heute 4 Tipps mit, mit denen ich am Anfang in kurzer Zeit deutliche Fortschritte erzielen konnte:
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Lesen, lesen, lesen …
So banal es klingt, wer viel liest, kann besser schreiben. Das ist tatsächlich so. Ich habe irgendwann angefangen, alles zu lesen, was mir zwischen die Finger kam, natürlich fachbezogen. Am Anfang habe ich oft nur einen Bruchteil verstanden. Konzentriere dich zunächst auf ein Thema, bspw. ein Fach aus dem Studium, und lies zunächst verschiedene Autoren und Grundlagenliteratur eines Fachgebiets. Du wirst rasch feststellen, dass sich vieles wiederholt, die einzelnen Autoren das Rad also auch nicht neu erfinden, oder mit anderen Zusammenhängen dargestellt wird. Denn jeder Autor hat meist seine eigene Perspektive, Schwerpunkte und Akzentuierungen. Rasch wirst du auch feststellen, mit welchen Autoren du gut arbeiten kannst und welche dich weniger ansprechen.
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Verknüpfungen schaffen
Je mehr du liest, desto leichter wird es dir fallen, zwischen den verschiedenen Artikeln und Themen Verknüpfungen zu schaffen und gedankliche Zusammenhänge herzustellen. Wenn du nicht gerade für eine Klausur lernen musst, kommt es beim Lesen nicht auf das Auswendiglernen, sondern hauptsächlich auf das Verstehen an. Versuche, das Gelesene zu gut wie möglich zu verstehen und zu verinnerlichen. Ehrlich gesagt, merke ich mir auch nicht immer alles, was ich lese, aber ich bilde Verknüpfungen und kann bei Bedarf zu einem Stichwort oder Thema Informationen (Autor, Zusammenhänge, Schwerpunktthemen) abrufen und gezielt(er) recherchieren.
Und was ganz wunderbar ist: Je mehr Verknüpfungen und Assoziationen du hast, desto vielfältiger und schneller werden neue geschaffen. Das ist wie beim Straßenverkehr. Am Anfang kennst du dich noch nicht gut aus, nimmst vor allem Hauptstraßen und fährst eher langsam, um dich zu orientieren. Mit der Zeit kennst du dich aber immer besser aus, das Straßennetz ist viel dichter, du kennst Abkürzungen usw.
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Interessante Formulierungen sammeln
Wissenschaftliches Formulierungen gehören meist nicht zur natürlichen aktiven Sprache. Aus diesem Grund habe ich mir am Anfang häufig interessante Formulierungen aus der Literatur notiert und dann später auch ich meinen Arbeiten verwendet. Mit der Zeit habe ich sie so verinnerlicht, dass sie nun zu meinem ganz normalen Wortschatz dazugehören, ich also über meine Formulierungen nicht mehr so genau nachdenken muss. So kann ich mich ganz auf die Inhalte konzentrieren.
Ich vergleiche das wieder gern mit dem Autofahren. Wenn man die Technik (Kuppel, Schalten, Gas geben, Spiegel schauen) beherrscht, kann man sich ganz auf den Verkehr konzentrieren und übersieht auch nichts.
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Kontinuität
Willst du deine Fähigkeiten, im Schreiben wirklich verbessern, zählt vor allem die Regelmäßigkeit. Jeden Tag ein bisschen ist besser als einen Tag ganz viel. Mache keine Ausnahmen. Plane die Zeit, in der du für mindestens 30 Minuten, besser wäre eine Stunde, einen wissenschaftlichen Artikel zu deinem ausgewählten Themen- oder Fachgebiet liest.
Mit diesen vier Tipps wirst du nach einiger Zeit merken, dass dir das Lesen fachlicher Artikel leichter fällt, dass dein fachbezogenes Wissen zugenommen hat und dass du im Schreiben schneller formulieren und das Gelesene abrufen kannst.
Viel Erfolg dabei. 😊